Autor: Kai Eckert

  • Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit im Arbeitsmarkt?

    Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit im Arbeitsmarkt?

    Nachhaltigkeit wird im Arbeitsmarkt immer bedeutender – eine Entwicklung, die sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt. Dieser kontroverse Blogbeitrag beleuchtet die verschiedenen Aspekte dieses Trends und seine Auswirkungen auf Unternehmen, Führungskräfte und Mitarbeitende.

    Der Nachhaltigkeitshype – Segen oder Fluch?

    Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Laut der Klima-Umfrage der Europäischen Investitionsbank (EIB) geben 81 Prozent der jungen Arbeitnehmer (20-29 Jahre) an, dass die Haltung eines Unternehmens zum Klima ein entscheidendes Kriterium bei der Jobauswahl ist. Für Unternehmen bedeutet dies: Wer nicht nachhaltig agiert, verliert potenzielle Talente. Doch ist dieser Trend wirklich so positiv, wie er auf den ersten Blick erscheint?

    Vorteile der Nachhaltigkeitsorientierung

    1. Talentmagnet: Nachhaltige Unternehmen ziehen der EIB-Studie zufolge mehr Bewerber an und können Stellen leichter besetzen.
    2. Innovationsförderung: Die Suche nach nachhaltigen Lösungen fördert Kreativität und kann zu Wettbewerbsvorteilen führen.
    3. Mitarbeiterbindung: Nachhaltigkeit steigert die Zufriedenheit und Motivation der Belegschaft.
    4. Imageboost: Unternehmen mit starkem Nachhaltigkeitsprofil genießen ein besseres öffentliches Ansehen.

    Herausforderungen und Kritikpunkte

    1. Greenwashing-Gefahr: Nicht alle Unternehmen setzen Nachhaltigkeit authentisch um, was zu Vertrauensverlust führen kann.
    2. Kostenfaktor: Nachhaltige Praktiken erfordern oft hohe Anfangsinvestitionen.
    3. Komplexität: Die Integration von Nachhaltigkeit in alle Unternehmensbereiche ist eine komplexe Aufgabe.
    4. Messbarkeit: Der tatsächliche Impact nachhaltiger Maßnahmen ist oft schwer zu quantifizieren.

    Neue Anforderungen an Führungskräfte

    Der ungezügelte Ressourcenverbrauch, zunehmende soziale Ungerechtigkeit, steigende Umweltverschmutzung und ein immer spürbarerer Klimawandel stellen Wirtschaft und Gesellschaft vor immer größere Herausforderungen. Den daraus entstandenen Megatrend zur Nachhaltigkeit bekommen Unternehmen immer deutlicher zu spüren und er verändert auch die Rolle von Führungskräften. Ein nachhaltiger Führungsstil zeichnet sich durch langfristiges Denken, ethisches Handeln und Stakeholder-Beteiligung aus. Aber nicht alle Führungskräfte sind auf diese neuen Anforderungen vorbereitet.

    Kontroverse Aspekte nachhaltiger Führung

    • Kurzfristige vs. langfristige Ziele: Wie können Führungskräfte den Spagat zwischen kurzfristigen Gewinnerwartungen und langfristiger Nachhaltigkeit meistern?
    • Authentizität vs. Profitabilität: Besteht die Gefahr, dass Nachhaltigkeit zum reinen Marketing-Tool verkommt?
    • Generationenkonflikt: Jüngere Mitarbeiter fordern oft radikalere Nachhaltigkeitsmaßnahmen als ältere Führungskräfte. Wie kann dieser Konflikt gelöst werden?

    Gesellschaftliche und ökonomische Implikationen

    Der Fokus auf Nachhaltigkeit im Arbeitsmarkt spiegelt einen größeren gesellschaftlichen Wandel wider. Unternehmen werden zunehmend als Akteure in der Bekämpfung des Klimawandels wahrgenommen. Doch diese Entwicklung birgt auch Risiken:

    • Soziale Ungleichheit: Könnten „grüne Jobs“ zu einer neuen Form der Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt führen?
    • Wirtschaftliche Auswirkungen: Wie wirkt sich der Nachhaltigkeitstrend auf traditionelle, weniger „grüne“ Industrien aus?
    • Politische Dimension: Inwieweit sollten Unternehmen in ihrer Nachhaltigkeitsagenda politisch aktiv werden?

    Fazit: Ein zweischneidiges Schwert

    Die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeit im Arbeitsmarkt ist eine Realität, die Chancen und Risiken birgt. Unternehmen, die diesen Trend ignorieren, riskieren, den Anschluss zu verlieren. Gleichzeitig darf Nachhaltigkeit nicht zum Selbstzweck werden oder andere wichtige Aspekte der Unternehmensführung verdrängen.

    Die Herausforderung für die Zukunft wird sein, einen ausgewogenen Ansatz zu finden, der ökonomische, ökologische und soziale Aspekte gleichermaßen berücksichtigt. Nur so kann Nachhaltigkeit zu einem echten Mehrwert für Unternehmen, Mitarbeiter und Gesellschaft werden.

    Quellen:

  • Die Energiewende im Blick: Wie Modelle die Zukunft gestalten

    Die Energiewende im Blick: Wie Modelle die Zukunft gestalten

    Wie wir die Energiezukunft gestalten und kommunizieren, hängt entscheidend davon ab, wie wir mit wissenschaftlichen Modellen umgehen. Diese Modelle sind die Grundlage vieler politischer Entscheidungen und wirtschaftlicher Planungen, aber ihre komplexen Annahmen und Prämissen bleiben oft unsichtbar. Ein Forschungsprojekt des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) hat sich genau dieser Problematik angenommen: Wie beeinflussen die Modelle, mit denen die Energiewende geplant wird, unsere Zukunft? Und wie können wir sie so kommunizieren, dass jeder sie versteht und aktiv daran teilhaben kann?

    Unsichtbare Prämissen hinter den Energiewende-Modellen

    Das transdisziplinäre Projekt „Poetik der Modelle“, das vom KIT und der Universität Münster gemeinsam durchgeführt wird, untersucht die verborgenen Mechanismen der Modellbildung. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Vorhaben als Teil des Reinhart Koselleck-Programms mit einer Million Euro. Unter der Leitung von Professor Veit Hagenmeyer, dem Leiter des Instituts für Automation und angewandte Informatik am KIT, widmet sich das Projekt der Frage, wie wissenschaftliche Modelle nicht nur technische Kalkulationen, sondern auch Narrative der Zukunftsgestaltung sind. Ziel ist es, die Unklarheiten und Unsicherheiten zu reduzieren, die entstehen, wenn die Öffentlichkeit nicht nachvollziehen kann, wie Modelle zur Energiewende entwickelt werden.

    „Unsere Energiezukünfte werden in Modellen entworfen, und mit diesen Modellen wird dann Politik gemacht“, erklärt Professor Hagenmeyer. Doch was passiert, wenn diese Modelle nicht verstanden werden? In solch einem Fall könnten Entscheidungen getroffen werden, die auf Annahmen basieren, die nicht transparent sind. Dies führt zu Unsicherheiten und Misstrauen, insbesondere wenn die Modelle als „wahr“ angenommen werden, ohne ihre Grundlagen zu hinterfragen. Um dem entgegenzuwirken, soll das Projekt die Annahmen und Prämissen dieser Modelle aufdecken und untersuchen, wie sie in die politische und gesellschaftliche Diskussion eingebracht werden.

    Die Rolle von Reallaboren in der Forschung

    Ein wichtiger Ansatzpunkt des Projekts ist die Rolle der Reallabore des KIT. Diese dienen als Testfelder für zukünftige Energiesysteme und stellen eine direkte Verbindung zwischen theoretischer Forschung und praktischer Anwendung her. Das KIT betreibt Europas größte Forschungsinfrastruktur für erneuerbare Energien, das sogenannte Energy Lab, und setzt auf die Methode der Reallabore, um Modelle unter möglichst realen Bedingungen zu testen. Dabei geht es nicht nur um die technische Machbarkeit, sondern auch darum, wie die Modelle von Bürgern und Entscheidungsträgern wahrgenommen werden und welche Darstellungsformen dafür verwendet werden. „Reallabore sind nicht nur Testfelder, sondern auch Orte der wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Aushandlung“, erklärt Hagenmeyer.

    Die gesellschaftliche Dimension der Energiewende

    Das Projekt hat auch die gesellschaftliche Dimension der Energiewende im Blick. Vorbehalte und Skepsis gegenüber der Transformation des Energiesystems entstehen häufig dort, wo die Kommunikation zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft nicht gelingt. Häufig wird die Energiewende als eine rein technische Herausforderung wahrgenommen, ohne dass die zugrunde liegenden Modelle und Annahmen hinterfragt werden. Das Forschungsprojekt möchte hier ansetzen und neue Wege finden, wie Modelle transparenter, partizipativer und inklusiver gestaltet werden können, um die breite Bevölkerung in den Prozess einzubeziehen.

    „Solange Menschen nicht nachvollziehen können, wie Energiezukunftsszenarien entstehen, bleibt der öffentliche Diskurs von Unsicherheit, Misstrauen und simplifizierten Forderungen geprägt“, fasst Hagenmeyer zusammen. Die Wissenschaft muss also einen Schritt weiter gehen und nicht nur die Technik erklären, sondern auch die Erzählweise hinter den Modellen aufzeigen. Nur so kann eine zukunftsfähige Energiewende gestaltet werden, an der alle mitwirken können.

    Das KIT, als eine der führenden Forschungsuniversitäten in Deutschland, hat sich zum Ziel gesetzt, mit seiner Expertise zur Lösung globaler Herausforderungen beizutragen. Das Projekt „Poetik der Modelle“ ist ein Schritt in die richtige Richtung, um das Verständnis und die Akzeptanz der Energiewende in der Gesellschaft zu fördern. Denn nur wenn wir die Modelle verstehen, können wir die Zukunft aktiv und nachhaltig gestalten.

  • Energie- und Klimapolitik: Was die neue Bundesregierung zügig umsetzen muss

    Energie- und Klimapolitik: Was die neue Bundesregierung zügig umsetzen muss

    Der Bundestagswahlkampf war zuletzt vor allem von der Migrationsdebatte geprägt. Andere Themen traten in den Hintergrund. Dabei steht gerade die Energiewende an einem entscheidenden Punkt. Damit Deutschland seine Klimaziele erreichen und gleichzeitig eine sichere und bezahlbare Energieversorgung gewährleisten kann, sind schnelle und entschlossene Maßnahmen erforderlich. Die Deutsche Energie-Agentur (Dena) und die Denkfabrik Agora Energiewende haben dazu jetzt konkrete Empfehlungen veröffentlicht, die der neuen Bundesregierung als Fahrplan dienen können.

    Infrastruktur ausbauen und Digitalisierung vorantreiben

    Laut Dena sind der Ausbau und die Modernisierung der Infrastruktur von zentraler Bedeutung. Strom- und Wärmenetze müssen ausgebaut, die Digitalisierung der Energiewirtschaft vorangetrieben und sektorübergreifende Lösungen gefördert werden. Insbesondere die Energiewirtschaft, der Gebäudesektor, die Industrie und der Mobilitätssektor benötigen gezielte Maßnahmen. Wirtschaft und Politik müssen eng zusammenarbeiten und die gesamte Gesellschaft einbinden, um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen.

    Dena-Geschäftsführerin Corinna Enders betont die Notwendigkeit, die deutsche Wirtschaft nachhaltig zu modernisieren. Energieeffizienz und digitale Technologien spielen dabei eine Schlüsselrolle. Ohne diese Maßnahmen droht Deutschland im internationalen Wettbewerb zurückzufallen.

    Handlungsbedarf in den zentralen Sektoren

    Energiewirtschaft

    • Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigen: Der Anteil von Wind- und Solarenergie muss massiv gesteigert werden.
    • Netzausbau vorantreiben: Die Stromnetze müssen für die zunehmende Einspeisung erneuerbarer Energien modernisiert und ausgebaut werden.
    • Flexibilisierung des Strommarktes: Dezentrale Speicherlösungen und steuerbare Lasten sollen gefördert werden, um die Netzstabilität zu gewährleisten.
    • Subventionen für fossile Energieträger abbauen: Finanzielle Anreize für fossile Energieträger sollten konsequent abgebaut werden.

    Gebäudesektor

    • Gebäudesanierungsoffensive: Der Energieverbrauch im Gebäudebereich muss durch energetische Sanierungen und effizientere Heizsysteme gesenkt werden.
    • Klimaneutrale Baustoffe fördern: Nachhaltige Baustoffe und emissionsarme Bauweisen sollen gefördert werden.
    • Verbindliche Effizienzstandards: Neubauten sollen höchsten Energieeffizienzstandards entsprechen und verstärkt mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden.

    Industrie

    • Dekarbonisierung von Produktionsprozessen: Unternehmen müssen gezielt dabei unterstützt werden, ihre Produktion auf klimaneutrale Verfahren umzustellen.
    • Wasserstoff als Schlüsseltechnologie: Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft ist entscheidend für eine klimafreundliche Industrie.
    • Förderung der Kreislaufwirtschaft: Ressourceneffizienz und Recycling müssen gestärkt werden, um den Energieverbrauch in der Produktion zu senken.

    Mobilitätssektor

    • Beschleunigung der Elektromobilität: Der Ausbau der Ladeinfrastruktur muss vorangetrieben und die Anschaffung von E-Fahrzeugen stärker gefördert werden.
    • Verbesserung des öffentlichen Verkehrs: Die Investitionen in den öffentlichen Verkehr müssen erhöht und das Angebot attraktiver gestaltet werden.
    • Förderung nachhaltiger Kraftstoffe: Alternative Antriebe wie synthetische Kraftstoffe und Wasserstoff müssen gezielt weiterentwickelt werden.
    • Stärkung des Fahrrad- und Fußgängerverkehrs: Städte sollen verstärkt in fahrradfreundliche Städte umgewandelt werden.

    Strompreise senken für mehr Elektrifizierung

    Agora Energiewende betont, dass hohe Strompreise den Umstieg auf klimafreundliche Technologien im Verkehrs-, Wärme- und Industriesektor erschweren. Um die Elektrifizierung voranzutreiben, sollte die Regierung Steuern und Abgaben senken. Vor allem für die stromintensive Industrie sind die Preise noch deutlich höher als vor fünf Jahren. Eine Senkung der Stromkosten könnte Unternehmen motivieren, schneller auf erneuerbare Energien und effiziente Technologien umzusteigen.

    Investitionen in klimaneutrale Technologien lenken

    Agora schlägt vier konkrete Maßnahmen vor, um klimaneutrale Investitionen zu beschleunigen:

    • Steuerliche Investitionsprämien: Eine 15-prozentige Prämie für Unternehmen, die in Effizienztechnologien investieren, könnte jährlich drei Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt kosten.
    • Klimaschutzverträge optimieren: Innovationsgarantien und eine Absicherung gegen CO2-Preisschwankungen sollen vor allem kleineren Unternehmen helfen. Die Kosten werden auf 3,1 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt.
    • Grüne Leitmärkte etablieren: Über das Vergaberecht und verbindliche Nachhaltigkeitskriterien sollen klimaneutrale Produkte gezielt gefördert werden.
    • Internationale Standards voranbringen: Innerhalb der G7, der G20, des Klimaclubs sowie in Handelsabkommen der EU sollen gemeinsame Standards gesetzt und Märkte skaliert werden.

    Stabilität und Finanzierung sicherstellen

    Dena und Agora fordern zudem eine langfristig gesicherte Finanzierung der Energiewende. Möglichkeiten hierfür sind:

    • Eine Anpassung der Schuldenbremse.
    • ein Sondervermögen Klimaschutz
    • ein ausreichend ausgestatteter Energiewendefonds

    Um die finanziellen Belastungen für die Haushalte abzufedern, könnte ein Klimageld eingeführt werden, das sozial gestaffelt ist und gezielte Unterstützung bietet.

    Folgen einer verzögerten Energiewende

    Sollte sich die Energiewende weiter verzögern, hätte dies gravierende Folgen für Industrie und Verbraucher:

    Für die Industrie:

    • Verlust der Wettbewerbsfähigkeit: Hohe Energiepreise könnten dazu führen, dass Unternehmen Produktionsstandorte ins Ausland verlagern.
    • Investitionsunsicherheit: Ohne klare politische Rahmenbedingungen werden Unternehmen zögern, in klimaneutrale Technologien zu investieren.
    • Technologischer Rückstand: Deutschland könnte im globalen Innovationswettlauf zurückfallen, insbesondere in Zukunftsbranchen wie der Wasserstoffwirtschaft und der Elektromobilität.

    Für die Verbraucher:

    • Steigende Energiekosten: Ohne einen konsequenten Umstieg auf erneuerbare Energien bleiben die Haushalte von den Preisschwankungen fossiler Energieträger abhängig.
    • Gefährdung der Versorgungssicherheit: Verzögerungen beim Ausbau der erneuerbaren Energien und der Netze können zu Engpässen und instabilen Strompreisen führen.
    • Erhöhte soziale Belastung: Einkommensschwache Haushalte wären von steigenden Energiepreisen und unzureichender finanzieller Entlastung überproportional betroffen.

    Fazit: Neue Bundesregierung muss jetzt handeln

    Die Handlungsempfehlungen von Dena und Agora Energiewende machen deutlich: Es gibt keinen Spielraum für Verzögerungen. Die neue Bundesregierung muss jetzt entschlossen handeln, um die Energiewende voranzutreiben, den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken und Klimaneutralität zu erreichen. Mit gezielten Investitionen, sinkenden Strompreisen und einer nachhaltigen Finanzierung kann der Übergang in eine klimafreundliche Zukunft gelingen.

    Das Impulspapier der Dena ist unter dem Titel „12 Leitplanken für die nächste Legislatur“ als PDF-Dokument abrufbar.

    Agora Energiewende hat vier Factsheets zur Energie- und Klimadebatte zur Bundestagswahl veröffentlicht.

  • Faktenbasierte Berichterstattung als Zukunftsoption für Printmedien

    Faktenbasierte Berichterstattung als Zukunftsoption für Printmedien

    Die Medienwelt befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Die wachsende Dominanz von Social Media, eine zunehmend polemische politische Landschaft und das schwindende Vertrauen in traditionelle Nachrichtenquellen stellen Printmedien vor große Herausforderungen. Doch gerade in dieser Zeit liegt ihre Chance: Durch faktenbasierte Berichterstattung und konstruktiven Journalismus können sie ihre Relevanz behaupten und einen unverzichtbaren Beitrag zur Gesellschaft leisten.

    Printmedien im digitalen Zeitalter

    Lange Zeit galten Zeitungen als die zentrale Informationsquelle. Heute dominieren Plattformen wie Twitter, Facebook und TikTok die Nachrichtenwelt – oft geprägt von verkürzten Schlagzeilen, polarisierenden Meinungen und unüberprüften Informationen. Printmedien müssen sich in dieser Landschaft neu positionieren: als glaubwürdige, tiefgehende Alternative zum schnellen Nachrichtenkonsum.

    Der Wert faktenbasierter Berichterstattung

    Während sich in sozialen Medien oft Emotionalität und Sensationslust durchsetzen, können Printmedien mit sorgfältig recherchierten und objektiven Berichten punkten. Die tiefergehende Analyse komplexer Themen, Hintergründe und kontextuelle Einordnung sind ihre Stärken. Leserinnen und Leser sehnen sich nach fundierter Information, die über kurzfristige Empörungswellen hinausgeht.

    Konstruktiver Journalismus als Zukunftsmodell

    Neben der reinen Faktenvermittlung wird der konstruktive Journalismus immer wichtiger. Er bietet nicht nur kritische Analysen, sondern auch Lösungsansätze und Perspektiven für gesellschaftliche Herausforderungen. Anstatt ausschließlich Missstände zu beleuchten, zeigen konstruktive Ansätze Wege auf, wie Probleme gelöst werden können – eine Herangehensweise, die Vertrauen schafft und Leser langfristig bindet.

    Die Vorteile des konstruktiven Journalismus

    • Stärkung des Vertrauens – Leser fühlen sich ernst genommen und erhalten nicht nur Probleme präsentiert, sondern auch konstruktive Perspektiven.
    • Förderung des gesellschaftlichen Dialogs – Durch lösungsorientierte Berichterstattung wird eine sachliche Diskussion über wichtige Themen angeregt.
    • Reduktion von Nachrichtenmüdigkeit – Negative Schlagzeilen können Leser überfordern, während konstruktive Berichterstattung ein ausgewogeneres Informationsangebot schafft.
    • Langfristige Leserbindung – Wer sich durch positive und lösungsorientierte Inhalte inspiriert fühlt, bleibt einer Nachrichtenquelle treuer.
    • Unterstützung demokratischer Prozesse – Ein Journalismus, der über Lösungen berichtet, hilft Bürgern, informierte Entscheidungen zu treffen.

    Die Rolle der Printmedien im Bundestagswahlkampf

    Gerade im aktuellen Bundestagswahlkampf zeigt sich, wie wichtig faktenbasierte und konstruktive Berichterstattung ist. Während soziale Medien zunehmend zur Verbreitung von Falschinformationen und verkürzten Botschaften genutzt werden, haben Printmedien die Möglichkeit, tiefgehende Analysen zu liefern. Durch investigative Recherchen und Einordnungen können sie dazu beitragen, dass Wähler fundierte Entscheidungen treffen.

    Besonders in polarisierten Debatten müssen Printmedien eine Brücke zwischen unterschiedlichen politischen Lagern schlagen und dabei auf eine sachliche, lösungsorientierte Berichterstattung setzen. Der konstruktive Journalismus kann hier eine zentrale Rolle spielen, indem er nicht nur die politischen Konflikte aufzeigt, sondern auch potenzielle Lösungswege und deren gesellschaftliche Auswirkungen beleuchtet.

    Crossmediale Darstellungsformen als Zukunftsstrategie

    Ein entscheidender Erfolgsfaktor für die Zukunft der Printmedien liegt in der Nutzung crossmedialer Darstellungsformen. Durch die Verknüpfung von Print, Online, Audio und Video können Redaktionen ihre Reichweite erheblich vergrößern und verschiedene Zielgruppen ansprechen.

    • Multimedia-Reportagen: Kombination aus Text, Bild, interaktiven Grafiken und Videos ermöglicht eine tiefere Auseinandersetzung mit komplexen Themen.
    • Podcasts und Audioformate: Ergänzende Formate zu Printartikeln bieten Leserinnen und Lesern die Möglichkeit, Inhalte flexibel und mobil zu konsumieren.
    • Live-Berichterstattung und Webinare: Durch Livestreams und interaktive Events können Journalisten direkt mit ihrem Publikum in den Dialog treten und fundierte Analysen bieten.
    • Social-Media-Integration: Printmedien können Social Media nutzen, um Inhalte gezielt zu verbreiten, Debatten anzustoßen und jüngere Leser zu gewinnen.

    Durch diese crossmedialen Ansätze können Printmedien nicht nur ihre Relevanz bewahren, sondern auch eine neue Generation von Lesern ansprechen, die sich über unterschiedliche Kanäle informiert.

    Wie sich Printmedien anpassen müssen

    • Qualität statt Quantität: Statt auf Sensationsmeldungen zu setzen, müssen Printmedien fundierte und gut recherchierte Inhalte bieten.
    • Multimediale Ansätze nutzen: Ergänzende digitale Formate wie Podcasts, Newsletter und interaktive Artikel können neue Zielgruppen erschließen.
    • Leserbindung stärken: Exklusive Inhalte, Mitgliederbereiche und persönliche Interaktion mit der Community helfen, eine treue Leserschaft aufzubauen.
    • Kooperationen mit Social Media nutzen: Anstatt Social Media als Feind zu sehen, sollten Printmedien ihre Stärken gezielt darauf ausspielen – mit klugen Verlinkungen und strategischen Veröffentlichungen.

    Fazit: Printmedien als Stabilitätsanker für die Demokratie

    Die Zukunft der Printmedien liegt nicht in der Konkurrenz mit Social Media, sondern in ihrer Ergänzung. Sie müssen als verlässliche, tiefgründige Informationsquelle fungieren, die sich von der Schnelllebigkeit und Polemik der digitalen Welt abhebt. Gerade im Bundestagswahlkampf können sie ihre besondere Rolle unter Beweis stellen, indem sie faktenbasierte und konstruktive Berichterstattung in den Mittelpunkt rücken. So tragen sie dazu bei, die politische Debatte zu versachlichen und demokratische Prozesse zu stärken.

    Durch die gezielte Nutzung crossmedialer Darstellungsformen können Printmedien ihre Reichweite und Wirkungskraft weiter steigern und eine moderne, faktenorientierte Medienlandschaft aktiv mitgestalten.