Zukunft bringt neue Kraftstoffe und neue Akteure

Smarte Lösungen für den Shopbereich erhöhen das Automatisierungspotenzial für Tankstellen. Die Ladesäulenpflicht und die Einführung von HVO100 fordern die Branche zusätzlich heraus.

Das abgelaufene Tankstellenjahr 2023 stimmt die Branche wieder etwas zuversichtlicher, wenngleich die hohe Inflation und die daraus resultierende Kaufzurückhaltung deutlich zu spüren sind. Dennoch zeichnet sich gegenüber den Vorjahren eine positive Tendenz ab, nachdem die Corona-Pandemie und der Ausbruch des Ukraine-Krieges das Geschäft deutlich verschlechtert hatten.

Der Tankstellenmarkt bleibt weiter in Bewegung. Dies liegt einerseits an der fortschreitenden Elektrifizierung der Antriebsstränge und den damit einher gehenden Forderungen seitens der Politik, auch an Tankstellen verbindliche Ladesäulenquoten für batterieelektrische Fahrzeuge einzuführen. Andererseits liegt dies auch am Markteintritt neuer Akteure.

Entwicklung der Straßentankstellen in Deutschland 

1) ohne BayWa. 2) einschl. Automaten-Tankstellen. 3) ohne die rund 290 Tankstellen, die bei JET, Total, Orlen und Shell enthalten sind. 4) beim bft und bei Uniti organisierte Eigenmarken sowie weitere, nicht in den beiden Verbänden organisierte, bisher bei den „Übrigen“ aufgeführte Tankstellen. 5) in Klammern bedeutet Minus, Daten teilweise nachträglich gemeldet. 6) nicht in der Gesamtzahl enthalten, teils geschätzt.

Neue Marktakteure beleben den Wettbewerb

Mit der kanadischen Couche-Tard-Gruppe, die im Frühjahr 2023 das Tankstellennetz von TotalEnergies übernommen hat, kommt nach der britischen EG Group ein weiterer Convenience-Spezialist in den deutschen Markt. Zugleich rücken klassische Energieversorger aus dem Strommarkt immer mehr in den Mobilitätsmarkt vor und konkurrieren abseits von Tankstellen um neue Kunden mit E-Fahrzeugen. Wir haben das zum Anlass genommen, das Themenspektrum dieses EID-Specials zu erweitern und wollen unter dem neuen Titel „tanken&laden“ künftig neben den von der Mineralölwirtschaft betriebenen Tankstellen stärker auch die Entwicklungen der Elektromobilität analysieren und für den gesamten Mobilitätsmarkt einordnen. Aber dazu später mehr, bleiben wir zu nächst bei den klassischen Tankstellen.

Säulendiagramm mit der Entwicklung der Tankstellenzahl in Deutschland von 1964 bis 2023
Entwicklung der Tankstellenzahl in Deutschland von 1964 bis 2023. Quelle: EID, eigene Erhebungen

HVO und E-Fuels erweitern Produktenangebot

Auch hier wird dank alternativer Kraftstoffe mehr Bewegung in den Markt kommen. Noch in diesem Frühjahr sollen nach der Aufnahme der Dieselkraftstoffnorm DIN EN 15940 in die 10 Bundes-Immissionschutz-Verordnung klimaschonende synthetische Reinkraftstoffe wie biogener HVO-Diesel oder grün strombasierter E-Diesel an öffentlichen Tankstellen in Deutschland vertrieben werden können. Diese Kraftstoffe sollen nach Angaben des Branchenverbandes UNITI Bundesverband EnergieMittelstand zukünftig an den Tankstellen mit dem Hinweis „XtL“ kenntlich gemacht werden. „Seit März 2023 verfolgen wir mit Spannung die regulativen Vorgänge zur Zulassung von HVO100. Mit dem 13. April 2024 steht ein konkretes Datum im Raum, ab dem HVO in Deutschland als Reinkraftstoff an Tankstellen und andere Abnehmer verkauft werden darf. Eine jahrelange Hängepartie würde damit ihr Ende finden“, unterstreicht UNITI-Hauptgeschäftsführer Elmar Kühn. Er setze nun darauf, dass die Bundesländer ohne Verzögerungen den beiden Regulierungsvorlagen in der Bundesratssitzung am 22. März zustimmen werden.

Es sind vor allem die mittelständischen Tankstellenunternehmen, die auf die Einführung von HVO100 hoffen. Einige Akteure, wie etwa Classic aus Hoya, hatten bereits im vergangenen Jahr HVO100 unter dem Namen „Klimadiesel 90“ an einigen Standorten eingeführt, durften diesen im Rahmen von Pilotprojekten aber nur an ausgewählte Flottenbetreiber verkaufen. In vielen anderen Staaten Europas hingegen können Autofahrer den klimaschonenden Diesel schon lange in reiner Form tanken und damit die CO2-Emissionen ihres Fahrzeugs im Betrieb um bis zu 90 Prozent senken.

Branche positiv auf neue Kraftstoffsorten eingestimmt

Die Resonanz der Branche ist jedenfalls schon jetzt groß. „Noch in diesem Jahr planen wir einen Pilotstandort im bestehenden Netz im Bereich E-Fuels. Außerdem werden wir in Kürze an ausgewählten Standorten HVO als Klima Diesel 90 anbieten“, sagt Sandra Schütte, Leiterin Mobility bei Westfalen.

Auch Tim Paulsen, Markenpartner Sales Manager bei Esso Deutschland, ist für die HVO100-Markteinführung positiv gestimmt: „Sie sind ein wichtiger Baustein für die Treibhausgasminderung durch klimafreundlichere Kraftstoffe.

Wir würden ebenfalls eine Änderung der Bestandsschutzsortenregelung zum verpflichtenden Angebot von E5 und B7 begrüßen. Dies würde den Marktteilnehmern ohne bautechnische Investitionen ermöglichen, das Kraftstoffangebot noch stärker an die sich ändernden Kundenanforderungen anzupassen.“

Damit spricht Paulsen ein wichtiges Problem der Branche an. An den meisten Tankstellen sind die Lagerkapazitäten begrenzt, die Einführung neuer Kraftstoffsorten kann dann nur zugunsten des Wegfalls anderer Sorten erfolgen. Verschiedene Branchenvertreter hatten sich bereits im Vorfeld der Markteinführung dafür ausgesprochen, Super E5 oder Diesel B7 aus dem Programm zu nehmen und durch neue synthetisch erzeugte Kraftstoffe zu ersetzen.

Kunden, die auf diese Kraftstoffsorten angewiesen sind, etwa weil ihr Ottomotor aus Altersgründen nicht mit Super E10 betankt werden darf, können künftig also nicht mehr davon ausgehen, dass sie ihre Kraftstoffsorte auch an je der Tankstelle zu jederzeit zur Verfügung haben und müssen gegebenenfalls weitere Wege zum Auftanken in Kauf nehmen. Und so bleibt auch in der deutschen Mineralölbranche ein Rest Skepsis bestehen. Traditionell spricht sich etwa Shell dafür aus, die Anwendung von flüssigen E-Fuels auf Bereiche zu konzentrieren, die nur schwer zu dekarbonisieren sind. Als Beispiele nennt das Unternehmen dafür den Luft- und Schiffsverkehr.

„Gleichwohl halten wir Technologieoffenheit grundsätzlich für sinnvoll. Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich allerdings kaum einschätzen, wie sich ein etwaiger Markt für E-Fuels im Straßenverkehr entwickeln könnte oder würde“, sagt Linda van Schaik, Chefin des Tankstellengeschäfts von Shell in der DACH- Region. Ihrer Meinung nach bedürfe es guter Zusammenarbeit zwischen Politik, Automobil- und Energiewirtschaft sowie auch der Kunden, um den Weg dafür zu ebnen

Für 2023 zeichnet sich ein steigender Absatz von Ottokraftstoffen ab, während die Dieselabsätze weiter rückläufig sind. Nach den aktuell vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle vorgelegten Daten zu den Mineralöl-Inlandsablieferungen wurden zwischen Januar und November 2023 insgesamt knapp 16 Millionen Tonnen Ottokraftstoffe abgesetzt, dies waren 2,7 Prozent mehr als 2022. Beim Diesel fiel der Absatz mit 30,8 Millionen Tonnen hingegen gegenüber dem Vorjahr um 2,9 Prozent geringer aus.

„2023 war ein weiteres Jahr der Herausforderungen für die Branche, insbesondere die Inflation und eine damit einhergehende Kaufzurückhaltung hatten Auswirkungen auf das Geschäft“, berichtet Oliver Reichert, Manager Retail Germany bei JET Tankstellen. Rückblickend sei im Shop und beim Kraftstoffverkauf „ein ordentliches Jahr abgeschlossen“ worden, sagt Reichert und sieht für seine Tankstellen- und Shopkonzepte auch für die Zukunft weiteres Potenzial.

Tabelle mit den Kraftstoffmargen aus Deutschland und Österreich
Brutto-Kraftstoffmargen in Deutschland und Österreich im Überblick für 2019 bis 2023.
Datenquelle: Wood Mackenzie

Witterung und Inflation drücken die Umsätze im Waschgeschäft

Etwas verhaltener zeigt sich Sandra Schütte von Westfalen: „Der Kraftstoffabsatz lag leicht hinter unseren Erwartungen, aber mit positiver Tendenz zum Vorjahr“. Deutlich zufriedener war sie mit den Entwicklungen im Shopbereich, insbesondere in den Segmenten Bistro und Kaffee. Hingegen haben das sehr unbeständige Wetter im letzten Jahr und die inflationsbedingte Kaufzurückhaltung der Branche generell das Waschgeschäft verhagelt. „Das Waschjahr war sehr herausfordernd und lag deutlich hinter unseren Erwartungen“, bestätigt Schütte. Reichert pflichtet ihr bei und bestätigt, dass das Waschgeschäft 2023 teilweise zu wünschen übrigließ. „Hier hat uns der verregnete Sommer definitiv nicht in die Karten gespielt“, lässt Reichert den EID wissen.

Es sind gerade solche Zusatzangebote, die den Betrieb von Tankstellen wirtschaftlich machen, denn vom Kraftstoffverkauf allein kann die Branche nicht leben. Insgesamt lassen sich die Unternehmen bei den reinen Kraftstoffmargen nur selten in die Karten schauen.

Der EID greift deshalb traditionell auf die Berechnungen des britischen Beratungshauses Wood Mackenzie zurück, wohlwissend, dass diese Daten in der Branche durchaus umstritten sind, weil nicht alle Kostenfaktoren berücksichtigt werden. Für 2023 ermittelt WoodMackenzie für den Liter Eurosuper eine Marge von durchschnittlich 19,42 Cent, dies sind rund 1,3 Cent weniger als im Vorjahr.

Beim Diesel stieg die Marge hingegen im Jahresvergleich um 1,1 Cent auf 19,91 Cent je Liter. Verglichen mit den berechneten Margenwerten für andere europäische Staaten fällt der Gewinn der deutschen Mineralölwirtschaft damit vergleichsweise moderat aus. Dies wird von den Verbrauchern aber oft so nicht wahrgenommen, da staatliche Abgaben und Steuern die Kraftstoffpreise in Deutschland teurer erscheinen lassen. So entfällt beim Diesel mittlerweile rund die Hälfte des Preises auf Steuern und Abgaben, bei Ottokraftstoffen steigt der Anteil staatlicher Preisbestandteile auf rund 65 Prozent an. Mit der Anhebung des nationalen CO2-Preises auf Brenn- und Kraftstoffe auf 45 Euro/t zum Jahreswechsel 2023/24 hat sich dieses Empfinden noch verstärkt, da sie das Preisniveau für Kraftstoffpreise erneut weiter anhebt.

Tabelle mit den Brutto-Kraftstoffmargen für Eurosuper in den wichtigsten europäischen Ländern.
Brutto-Kraftstoffmargen für Eurosuper in den wichtigsten europäischen Staaten. Datenquelle Wood Mackenzie
Tabelle mit den Bruttomargen für Dieselkraftstoff für ausgewählte europäische Länder.
Europäische Brutto-Tankstellenarge für Dieselkraftstoff in den wichtigsten europäischen Staaten. Datenquelle: Wood Mackenzie

Spitzengruppe im Tankstellenmarkt bleibt unverändert

Für das Gesamtjahr 2023 hat der EID 14.084 Tankstellen in Deutschland ermittelt, dies sind netto 22 Stationen weniger als im Sommer und 9 weniger als zum Jahreswechsel 2022/23. Die Konsolidierung des Tankstellenmarktes setzt sich damit fort. Als nennenswerte größere Transaktionen sind die Übernahme des Tankstellennetzes von Total Energies durch den kanadischen Convenience-Spezialisten Couche-Tard im März und die Ankündigung der Hamburger Mabanaft-Gruppe vom Oktober 2023, ihre Tankstellenmarke OIL! an die britische Prax-Gruppe verkaufen zu wollen, zu nennen.

Beide Transaktionen sind aber vergleichsweise geräuschlos erfolgt und haben keine größeren Auflagen des Bundeskartellamts nach sich gezogen, so dass es nach Beobachtung des EID nicht zur zusätzlichen Abgabe von Tankstellenkontingenten gekommen ist. Die Schwankungen in der Tankstellenanzahl beruht also vorwiegend auf Netzbereinigungen, hier rechnen wir für die kommenden Jahre wieder mit mehr Bewegung, wenn die neuen Besitzer zunehmend ihren Einfluss ausüben werden und Entscheidungen für die künftige Ausrichtung der betroffenen Netze treffen werden. Unklar ist dabei auch immer noch, wie künftig mit den Tankstellen des österreichischen Ölkonzerns OMV in Süddeutschland umgegangen wird. Diese waren vom Esso-Markenpartner EG, einem weiteren Convenience-Anbieter, vor eineinhalb Jahren erworben worden.

Aral bleibt Branchenprimus

Unangefochtener Marktführer in Deutschland bleibt Aral mit nun 2.254 Tankstellen. Dies sind 9 Standorte weniger, als uns im letzten Sommer vom Unternehmen gemeldet wurden, und gegenüber dem Vorjahr ein Verlust von 12 Standorten.
„Die Transformation bei Aral ist in vollem Gange. Frühzeitig haben wir damit begonnen, in ein erweitertes Kraftstoffangebot, ultraschnelles Laden und ein attraktives Shopangebot zu investieren“, sagt Achim Bothe, Vorstandsvorsitzender der Aral AG. In diesem Jahr wird die Marke 100 Jahre alt. 1924 wurde in Bochum der erste Super-Kraftstoff entwickelt und aus den Bestandteilen Aromate und Aliphate der neue Markenname Aral gebildet. Seither hat sich das Angebot deutlich weiterentwickelt. „Wir haben unser Kraftstoffportfolio mit den Ultimate- Hochleistungskraftstoffen und den CO2
reduzierten Futura-Kraftstoffen als Pilotversuch in Berlin und Düsseldorf erweitert und arbeiten an weiteren Innovationen“, berichtet Bothe.

Schwarz-weiß Foto einer Tankstelle des Aral-Vorläuferunternehmens  „Westdeutsche Benzol-Verkaufs-Vereinigung“ aus den 1920er Jahren.
Tankstelle des Aral-Vorläuferunternehmens „Westdeutsche Benzol-Verkaufs-Vereinigung“ in den 1920er Jahren. Der 1924 entwickelte Superkraftstoff wurde anfangs unter dem Namen „B.V.-Aral“ verkauft, das Unternehmen 1962 endgültig in Aral umbenannt.
Foto: Aral AG

Das Ultraschnell-Ladenetz von Aral Pulse sei auf inzwischen 2.000 Ladepunkte an 300 Standorten angewachsen, bis 2030 will Aral 20.000 Ladepunkte betreiben. Ein Ladekorridor mit 11 Stationen für elektrische Lkw bestehe bereits.

Noch in diesem Sommer will Aral in Mönchengladbach nahe der A61 seinen ersten reinen Ladepark für Elektrofahrzeuge (Illustration siehe Titelbild dieses Heftes) bauen. Vor Ort sollen den Kunden insgesamt 14 Ultraschnell-Ladesäulen mit bis zu 400 KW Ladeleistung zu Verfügung stehen.

Im Shop-Bereich konnte Aral 2023 sein Convenience-Angebot weiter ausbauen und betrieb zum Jahresende 900 REWE to Go-Shops an seinen Tankstellen.

„Wir sind sehr zufrieden mit unserer langjährigen Partnerschaft mit REWE und Lekkerland. Das ist auch der Grund, warum wir unseren Vertrag mit Lekkerland um weitere fünf Jahre bis ins Jahr 2028 verlängert haben“, sagt Bothe.
Gemeinsam wollen die Partner kontinuierlich in die Weiterentwicklung des Angebots investieren. „REWE und Aral sind zwei starke Marken und stehen beide für Qualität und Kundenorientierung.

Was 2014 an 10 Pilotstandorten begann, hat sich zu einem erfolgreichen Konzept entwickelt, das Maßstäbe im Convenience-Bereich setzt“, zeigt sich der Aral-Manager zufrieden.

Shell ohne Zukunftssorgen

Mit 1.936 Tankstellen bleibt Shell hinter Aral die zweitgrößte Tankstellenkette in Deutschland. Im Vergleich zu 2022 sind Ende 2023 nun 11 Stationen weniger im Netz mit dem Muschel-Logo. „Für uns ist und bleibt die Tankstelle der Ort, wo der Kunde Angebote für seine Bedürfnisse rund um Mobilität findet: ein diversifiziertes Kraftstoffangebot, Elektroladesäulen, Autowäsche sowie ein attraktives Angebot im Shop inklusive vielfältiges Kaffeeangebot, frischen Backwaren und Snacks als auch Dienstleistungen wie Geld abheben und Paketservice“, sagt Shell-Managerin Linda van der Schaik.

Um das Tankstellengeschäft macht sie sich aber keine Zukunftssorgen. „Der überwiegende Teil der deutschen Fahrzeuge fährt noch mit Diesel und Benzin.

Entsprechend werden wir noch viele Jahre diese Kraftstoffe an unseren Tankstellen anbieten“, versichert van der Schaik.
Zugleich rechne sie aber damit, dass die Zahl der „Shell Recharge“-Ladesäulen an den Tankstellen und jenseits der Stati
onen weiter zunehmen wird. „Einige, vor allem innerstädtische Tankstellen, werden zu Mobility-Hubs umgebaut, die dann rein auf Elektroautos ausgelegt sind. Anders sieht es bei Autohöfen aus, die den Schwerlastverkehr im Fokus haben. Hier werden neben der Elektromobilität auch Alternativen wie Bio-LNG oder Wasserstoff wichtige Rollen im Energie-Mosaik der Zukunft spielen“, so die Shell-Managerin.

Bis 2050 will der Energiekonzern ein Netto-Null-Emissionsunternehmen sein. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur spiele dabei eine entscheidende Rolle. „Wir sind zwar Tankstellenanbieter, aber unser EV-Konzept geht weit über die Tankstelle hinaus. Weltweit wollen wir bis 2025 mehr als 70.000 Ladepunkte und bis 2030 mehr als 200.000 Ladepunkte auf und jenseits der Tankstelle anbieten“, berichtet van der Schaik. Mit Shell Recharge und dem Tochterunternehmen ubitricity bietet Shell dafür verschiedene Lademöglichkeiten an: am Arbeitsplatz, unterwegs beim Einkaufen oder an der Straßenlaterne oder der Tankstelle.

Neustart an den Tankstellen mit TotalEnergies-Logo

Mit dem kanadischen Convenience-Spezialisten Alimentation Couche-Tard ist im vergangenen Frühjahr ein neuer Player in den deutschen Tankstellenmarkt eingestiegen. Vor ziemlich genau einem Jahr vermeldete das Unternehmen die Übernahme des Tankstellennetzes von TotalEnergies. Zum Jahreswechsel 2023/24 konnten die beiden Partner nun den Abschluss des angekündigten Verkaufs vermelden. 3,4 Milliarden Euro haben sich die Kanadier den Kauf des deutschen Netzes von TotalEnergies, sowie der Stationen in den Niederlanden und den Einstieg in ein Joint-Venture, das künftig rund 460 Tankstellen in Belgien und Luxemburg betreiben wird, kosten lassen.

Erster Circle K-Shop in Deutschland
Anfang März wurde an der Prenzlauer Allee in Berlin der erste Circle K-Shop in Deutschland eröffnet. Mit einem breiten Shopangebot, das rund um die Uhr verfügbar sein wird, konkurrieren die Shops mit dem Späti oder Kiosk in der Nachbarschaft.
Foto: Pierre Adenis/Circle K

Für Deutschland meldet Couche-Tard nun zum Jahreswechsel 2023/24 insgesamt 1.150 Tankstellen. Für mindestens die kommenden fünf Jahre wird TotalEnergies aus seinen Raffinerien in Leuna und Antwerpen Kraftstoffe an den neuen Betreiber liefern, solange sollen diese auch noch unter TotalEnergies firmieren.

Hintergrund der Transaktion ist, dass TotalEnergies in Deutschland und den Niederlanden keine „marktführende Stellung“ gehabt habe. Zudem würden die „weitreichenden Beschlüsse“ der EU-Kommission zur Dekarbonisierung des Straßenverkehrs und des Verbots von Verbrennerfahrzeugen ab 2035 deutlich sinkende Umsätze im Kraftstoffgeschäft bewirken. Dies habe dazu geführt, dass TotalEnergies die Zukunft seiner Tankstellennetze in Europa neu bewertet habe. Für die Transformation des Netzwerks sei die Expertise eines ausgewiesenen Spezialisten im Bereich Convenience Stores von entscheidender Bedeutung, ließ der Konzern anlässlich der Verkaufsmeldung im vergangenen Jahr wissen. Der Käufer Couche-Tard ist in Europa kein unbekannter Marktakteur. Bereits 2012 hatte das Unternehmen die norwegische Tankstellenkette Statoil Fuel & Retail übernommen und betreibt inzwischen rund 2.800 Stationen in Skandinavien und Osteuropa. Weltweit bewirtschaften die Kanadier mehr als 16.000 Verkaufsstellen, zumeist an Tankstellen, die in Europa unter dem Markennamen Circle K firmieren. Anfang März dieses Jahres meldete Couche-Tard die Eröffnung des ersten Circle K-Shops in Deutschland. In den kommenden Wochen und Monaten will das Unternehmen nun neue Produktangebote testen und auf die Bedürfnisse der Verbraucher in Deutschland anpassen. Nach der Testphase in Berlin soll das Konzept bundesweit eingeführt werden.

Esso und AVIA mit konstantem Geschäft

Für Tim Paulsen von Esso ist der Deal zwischen TotalEnergies und Couche-Tard nicht überraschend. Schon im Herbst 2018 hatte der US-Ölkonzern ExxonMobil sein deutsches Esso-Tankstellennetz an das britische Einzelhandelsunternehmen EG Group verkauft. 2022 übernahmen die Briten dann zusätzlich die deutschen Tankstellen des österreichischen Mineralölkonzerns OMV. Im Zuge dieser Transaktion wechselten damals 46 Esso- und OMV-Tankstellen in Bayern und Baden-Württemberg aus kartellrechtlichen Gründen zur AVIA, über die Details hatte der EID im vergangenen Sommer mit AVIA-Vorstand Holger Mark gesprochen.

Seit zwei Jahren wird nun auch die Esso-Card an den deutschen OMV-Tankstellen akzeptiert. „Esso und EG werden dies zum Anlass nehmen, über eine Vertiefung der Markenpartnerschaft zu sprechen“, bekräftigt Paulsen. Für die aktuelle Tankstellen-Statistik meldet Esso nun 920 Tankstellen und landet damit vor der AVIA mit 908 Stationen auf dem vierten Rang.

AdBlue-Verwendung wird immer komfortabler

Mit der Abgasnorm Euro 6d-Temp wird seit einigen Jahren ein SCR-Katalysator nicht mehr nur für Nutzfahrzeuge, sondern auch für Pkw im Abgasreinigungssystem vorgeschrieben. Dieser benötigt für den Betrieb den synthetisch erzeugten Harnstoff AUS32, besser bekannt unter seinem Markennamen AdBlue. Lange Zeit war AdBlue für Pkw an Tankstellen nur als teure Kanisterware erhältlich. Inzwischen wird aber auch die Versorgung über Zapfanlagen an den Tankstellen immer weiter ausgebaut. Der EID fragt des halb im Rahmen seiner halbjährlichen Tankstellen-Statistik seit 2020 auch den Bestand der AdBlue-Tankstellen ab. Wie der untenstehenden Tabelle zu entnehmen ist, melden die vom EID befragten Unternehmen nun mehr als 2.300 AdBlue-Zapfanlagen für Pkw und über 2.750 Anlagen für Lkw.

Tabelle mit AdBlue-Tankstellen je Anbieter
AdBlue-Tankstellen nach Gesellschaften. Quelle: EID-Erhebungen, Angaben der Unternehmen

JET kündigt Ausbau bei E-Mobilität an Mit 811 Tankstellen im Markt zeigt sich auch JET zum Jahreswechsel 2023/24 vergleichsweise konstant im Markt, gegenüber dem Vorjahr ist das Netz um vier Stationen kleiner geworden. Oliver Reichert, Manager Retail Germany freut sich gegenüber dem EID über den hohen Kundenzuspruch: „Wir sind jetzt zum 14.Mal in Folge zur beliebtesten Tankstellenmarke in Deutschland gewählt worden“, berichtet er. Damit das so bleibt, will er 2024 kontinuierlich in das Netz investieren und Serviceangebote weiterentwickeln und ausbauen. Laut dem Ladesäulenregister der Bundesnetzagentur betreibt JET an fünf Tankstellen in seinem Netz Ultraschnell-Ladesäulen, in der EID-Umfrage machte das Unternehmen an dieser Stelle dagegen keine Angaben. Umso deutlicher nun die Aussage von Reichert: „Wir wollen das Thema Multi-Energy weiter vorantreiben – das umfasst die Ergänzung bestehender Stationen um Ultraschnell-Ladesäulen für unkompliziertes Ad-hoc-Laden genauso wie den Bau von Ladeparks an verkehrsgünstig gelegenen Standorten“.
Wenn man als Unternehmen Möglichkeiten sehe, noch mehr Kunden vom Angebot zu überzeugen, dann müsse dies genutzt werden, planwirtschaftlich geprägte Auflagen wie eine Ladesäulenpflicht an Tankstellen lehnen wir hingegen ab“, sagt Reichert.

Da der EID seit der Übernahme des OMV-Netzes durch EG weder von diesem Unternehmen noch vom neuen Besitzer aktuelle Daten erhält, haben wir die Anzahl der OMV-Stationen für unsere aktuelle Auswertung unverändert mit 229 Tankstellen fortgeschrieben. Berücksichtigt wurde dabei allerdings die Abgabe der 18 Automaten-Stationen der OMV-Tochtermarke Avanti an Orlen. Dies sind Tankstellen, die vor allem an Standorten des Lebensmitteldiscounters Aldi Süd betrieben werden. Während Orlen und ihre Tankstellenmarke star damit ihr Stationsnetz auf über 600 Tankstellen aus weiten konnten, hält in der Branche der Trend zur Digitalisierung und zur Automatisierung weiter an.

Fachkräftemangel und Wirtschaftlichkeit zwingen zur Automatisierung

„In Zeiten des Fachkräftemangels helfen automatisierte, digitale Systeme, den Service auf der Station nicht nur sicher zustellen, sondern sogar, um weitere Dienstleistungen zu erweitern“, gibt Frederick Beckmann, Vorstand von Q1 Energie, unumwunden zu. Durch die Digitalisierung habe er einen besseren, transparenteren Blick auf alles, was auf der Station geschehe, dadurch können Prozesse besser gestalten und Probleme schneller gelöst werden. Dennoch wolle Q1 Energie mit der Digitalisierung den Menschen als Mitarbeiter nicht verdrängen und auch die Kunden würden den persönlichen Kontakt verlangen. „Gleichwohl wollen immer mehr Kundinnen und Kunden kontaktlos shoppen, tanken und waschen. Und für die wollen wir entsprechende Möglichkeiten schaffen“, berichtet Beckmann. Auf smarte Lösungen will er dabei an den Stellen setzen, wo sie Mehrwerte für Kunden und auch Mitarbeiter bieten. Deutlicher wird Sandra Schütte von Westfalen: „Automatentankstellen, Smart Shops, Self Checkout Counter oder angepasste Öffnungszeiten können je nach Standort in einzelnen Fällen eine gute Alternative oder Ergänzung sein.“ Damit bestätigt Schütte frühere Thesen, wonach vor allem in ländlichen Räumen die Verfügbarkeit von Tankstellen zunehmend der Nachfragesituation angepasst wird. Fehlt das Personal oder lässt sich der Betrieb einer Tankstelle zu bestimmten Zeiten nicht mehr wirtschaftlich darstellen, wird zunächst die Öffnungszeit verkürzt. Reicht auch das nicht aus, sichern in den Tagesrandzeiten Tankautomaten die Kraftstoffversorgung. Und bevor ein Standort ganz geschlossen wird, versuchen Marktteilnehmer mit unbemannten Automatenstationen die Versorgung zu gewährleisten.

Der EID wollte es genau wissen und hat in diesem Jahr erstmals bei den Tankstellengesellschaften abgefragt, wie viele unbemannte Automatenstationen sie in ihren Tankstellennetzen überhaupt betreiben. Bezogen auf die Gesamtzahl der gemeldeten Tankstellen berechnen wir daraus eine Automatisierungsquote je Tankstellenmarke. Das Ergebnis ist relativ eindeutig und wird in der nebenstehenden Tabelle dargestellt: Mit BayWa, Raiffeisen, Calpam, team energie und AVIA sind es vor allem die im ländlichen Raum aktiven Gesellschaften, die hohe Automatisierungsquoten aufweisen.

Tabelle mit der Anzahl vollautomatisierter Tankstellen im Verhältnis zu den Stationen im Gesamtnetz
Automatisierungsgrad an Tankstellen. Quelle: EID-Erhebung, Angaben der Unternehmen

Dabei geht es nicht mehr nur um digitale und kontaktlose Bezahlformate für die Waschanlage, direkt an der Zapfsäule oder am Tankautomaten, sondern um völlig autonom betriebene Tankstationen, die ohne jegliches Personal aus kommen. Im europäischen Ausland sind solche Tankstellen vielerorts schon weit verbreitet. Mit der Entwicklung von Smart Shops könnte nun auch eines der Kern-Assets einer Tankstelle vollständig automatisiert werden. Wie das aussehen kann, demonstriert Q1 Energie seit einigen Wochen im Osnabrücker Wissenschaftspark. Mitte Februar nahm das Unternehmen dort abseits seiner Tankstellen einen der ersten Smartstores in den Testbetrieb. Der vollautomatisierte Verkaufscontainer steht Kunden 24 Stunden am Tag zur Verfügung und bietet ein breites Convenience-Angebot mit Produkten des täglichen Bedarfs sowie frischen Snacks, gekühlten Getränken und verschiedenen Kaffeespezialitäten. Der Zugang zu dem Verkaufsraum erfolgt über den Scan einer Kredit- oder Girocard oder eine eigene App. Der Smartstore ist zusammen mit Autonomo Technologies und Kesseböhmer entwickelt worden und basiert auf KI-Verfahren. Die Regale im Verkaufsraum sind mit Waagen ausgestattet, zudem ist der gesamte Container kameraüberwacht. Die KI erfasst im Hintergrund alle vom Kunden entnommenen Produkte und summiert diese im Verkaufsprozess auf. Nach dem Verlassen des Verkaufscontainers wird der Betrag dem Kunden vom angegebenen Zahlungsmittel eingezogen, ein abschließender Zahlungsprozess ist nicht mehr erforderlich, per Mail oder App erhalten Kunden dann einen Beleg.

Automatisierungsdruck wird zunehmen

Gemeinsam mit der REWE-Tochter Lekkerland hat auch Westfalen im Rahmen eines Pilotprojektes seit Oktober 2023 einen unbemannten Smartshop unter der Eigenmarke Alvore getestet und gemeinsam mit dem Großhandelspartner ein auf die Selbstbedienung ausgerichtetes Sortiment definiert, berichtet Sandra Schütte. Dieser Shop wird ihren Angaben zufolge an öffentlich zugänglichen Standorten zum Einsatz kommen.

Im Interview bestätigt auch EnBW-Managerin Cathrin Lind, dass mit der neuen Marke REWE ready ein Smartshop-Konzept im Ladepark im niedersächsischen Bispingen getestet worden sei. Dieses solle nun erstmals am neuen Ladepark Lichtenau an der A4 bei Chemnitz in den Regelbetrieb gehen.

Ohnehin wird der Automatisierungsdruck auf die Tankstellenbranche nicht zuletzt auch durch die unbemannten Ladeparks steigen. Sobald sich die Verbraucher erst einmal an die neue Technik gewöhnt haben, wird die Akzeptanz steigen. Die Smartshop-Konzepte werden dafür auch ein Türöffner werden. Und sie haben das Potenzial, die Funktion einer Automatenstation neu zu definieren.

Mit einem individuell auf den jeweiligen Standort angepassten Sortiment könnten solche Einrichtungen vor allem auch im ländlichen Raum helfen, die Versorgungslage zu verbessern und Tankstellen dann ein vollwertiges Angebot bereitstellen, auch wenn sie völlig autonom betrieben werden.

Neuer Meilenstein bei Ladeinfrastruktur

Die Elektromobilität hat unter den alternativen Antrieben schnell zur zweitwichtigsten Antriebsform entwickelt. Zum Jahreswechsel 2023/24 waren in Deutschland etwas mehr als 1,45 Millionen Elektrofahrzeuge zugelassen, zugleich wurde beider Ladeinfrastruktur die Marke von 100.000 Ladepunkten überschritten. Das Ladesäulenregister weist zum Jahreswechsel nun 102.269 Ladesäulen aus. Während 2020 auf einen Ladepunkt noch acht Elektroautos kam, ist das Verhältnis inzwischen 1:14 gesunken. Ein direkter Vergleich mit den Tankstellen und den zugelassenen konventionellen Fahrzeugen kann an dieser Stelle nicht gezogen werden, weil die exakte Anzahl der Zapfsäulen an den Tankstellen gar nicht erfasst wird und diese Daten nicht zur Verfügung stehen. Klar ist aber: Wenn bis 2030 tatsächlich 15 Millionen Elektrofahrzeuge zugelassen sein sollen, dann muss die Ladeinfrastruktur deutlich ausgebaut und die Anzahl der Ladepunkte verzehnfacht werden. Insbesondere die Infrastruktur für Ultraschnell-Ladesäulen mit derzeit lediglich 12.522 Ladepunkten muss erweitert werden. Allerdings ist hierfür zumeist ein Anschluss an das Mittelspannungsnetz (10 bis 30 Kilovolt) erforderlich, und dies wird insbesondere beim Infrastrukturausbau an den Tankstellen zu einem Flaschen hals. Ab Seite 24 gehen wir näher auf dieses Thema ein und zeigen Tankstellenbetreibern Wege auf, wie sie auch abseits eines Mittelspannungsanschlusses Schnelllademöglichkeiten an ihren Standorten errichten können.

Grafik einer Tabelle der Ladepunkte nach Bundesländern sortiert.
Ladepunkte nach Bundesländern: Quelle: Ladesäulenregister/BNetzA

Elektromobilität spült neue Akteure in den Mobilitätsmarkt

Ein Blick in das Ladesäulenregister zeigt deutlich, dass mit der Elektromobilität auch neue Akteure aus der klassischen Stromwirtschaft in den Mobilitätsmarkt gekommen sind. Insbesondere die Normalladestationen mit 11 kW Leistung je Ladepunkt sind vorwiegend von klassischen Stromversorgern und Stadtwerken aufgebaut worden. Mit EnBW mobility+, E.ON Drive, EWE Go, Westenergie und den Hamburger Energiewerken Mobil kommen die fünftgrößten Betreiber von Ladesäulen in Deutschland aus diesem Bereich. Auf dem sechsten und achten Rang sind mit Lidl und Aldi Süd zwei Lebensmittel-Discounter, die ebenfalls noch recht neu auf dem Mobilitätsmarkt sind und dank der Elektromobilität erstmals selbst als Akteure aktiv wurden. Im Tankstellenbereich hatten diese beiden Unternehmen mit Partner aus der Mineralölwirtschaft kooperiert.

Aus der klassischen Mineralölwirtschaft kommt mit Aral Pulse mit 1.096 Ladepunkten auf Rang 13 der erste Vertreter aus dieser Branche auf die Bildfläche vor Shell Deutschland (683 Ladepunkte) und deren Tochtergesellschaft ubitricity mit 720 Ladepunkten auf den Plätzen 22 und 23.

Mineralölwirtschaft punktet mit Ultraschnell-Ladern

Dieses Bild verändert sich erst, wenn man nach Schnellladesäulen mit 150 kW und mehr Leistung filtert. Zwar bleibt auch dann EnBW mobility+ mit 3.012 Ladepunkten, die in eigenen Ladeparks oder an großen Bau- und Verbrauchermärkten installiert werden, größter Anbieter im Markt. Aber schon auf dem zweiten Rang folgt dann Aral Pulse mit 1.072 Ladepunkten, die ebenfalls nicht ausschließlich an eigenen Tankstellen, sondern auch an Schnellrestaurants und anderen Standorten errichtet werden. Es schließen sich EWE Go (974 Ladepunkte), Tesla (750) und Shell Deutschland (645) dem Ranking an. Weitere Akteure auf dem Ultraschnell-Lademarkt sind aus der klassischen Mineralölwirtschaft: TotalEnergies (177), Q1 (41), Maier & Korduletsch (16), Jet (14). Westfalen (11) und BayWa (10). Wie der EID erfahren hat, sind aber im Ladesäulenregister noch längst nicht alle Ladepunkte erfasst. Insbesondere dann, wenn Ladeinfrastruktur ohne staatliche Förderung errichtet wird oder die Betreiber die Ladepunkte gar nicht bzw. verspätet im Laderegister der Bundesnetzagentur anmelden, fehlen diese Ladepunkte im zentralen Register und können nicht erfasst werden.

Grafik einer Tabelle mit den Schnellladesäulen nach Anbietern.
Ultraschnellladepunkte nach Betreibergesellschaften (Auswahl) Quelle: EID-Auswertung, Ladesäulenregister

Elektromobilität auf dem Vormarsch, gasförmige Alternativen bleiben zurück

Bei den Zulassungszahlen konnten die batterieelektrischen Fahrzeuge laut Kraftfahrtbundesamt im vergangenen Jahr um 39,1 Prozent auf 1,45 Millionen Fahrzeuge ansteigen, während der Bestand der Diesel-Pkw (-2 Prozent) und der Fahrzeuge mit Ottomotor (-1,1 Prozent) auf zusammen nun 44,4 Millionen Pkw gesunken ist. Rückläufig ist auch die Zahl der gasbetriebenen Fahrzeuge, sowohl Erdgasfahrzeuge als auch Flüssiggasfahrzeuge nahmen im letzten Jahr um jeweils 4 Prozent ab, teilte das Kraftfahrtbundesamt in Flensburg mit.

Entsprechend sind auch die Abgabestellen für Autogas im vergangenen halben Jahr um 51 Stationen auf nun 5.822 Tank
stellen gesunken.

Grafik einer Tabelle der Autogas-Tankstellen nach Bundesländer und ausgewählter Betreibergesellschaften
Autogas-Tankstellen nach Bundesländern (links) und nach ausgewählten Betreibergesellschaften (rechts). Quelle: EID-Erhebung, DVFG

Beim Erdgasantrieb mangelt es zunehmend an Fahrzeugmodellen, nachdem VW schon vor einigen Jahren aus der Motorenentwicklung ausgestiegen ist und die Verwendung von Erdgas als Kraftstoff mit dem Ausbruch des Ukrainekrieges immer fragwürdiger geworden ist. Einzig das Marktsegment Bio-CNG findet noch stabile Absätze im Schwerlastverkehr, und in diesem Segment gibt es auch noch marginale Zuwächse in der Tankinfrastruktur. Nachdem aber die Brancheninitiative Zukunft Gas ihre Berichterstattung zu CNG eingestellt hat, wird die Datenlage insbesondere für die Verifizierung standortbezogener Auswertungen immer schwieriger.

Grafik zweier Tabellen zu den CNG-Erdgastankstellen und den LNG-Tankstellen jeweils nach Betreibergesellschaften
Bio-CNG-Tankstellen nach Betreibern (links) und LNG-Tankstellen je Betreibergesellschaft (rechts).
Quelle: EID-Erhebung bei den Unternehmen/dena

Schwerlastverkehr mit Potenzial für Wasserstoff

Auch beim Wasserstoff ist die erste Euphoriewelle abgeebbt, H2 wird perspektivisch nur im Schwerlastverkehr nutzbar sein.
Dies merkt man auch deutlich im Infrastrukturausbau. Die Zahl der Tankstellen mit der für LKW erforderlichen 350 bar-Druckstufe ist im letzten halben Jahr von 17 auf 66 Tankstellen ausgebaut worden.

Grafik zweiter Tabellen über die Wasserstoff-Tankstellen nach Betreibern und den H2-Stationen je Bundesland
Wasserstoff-Tankstellen nach Betreibergesellschaften (links) und nach Bundesländern (rechts) – aufgeschlüsselt für Pkw (700bar) und Lkw (350 bar). Quelle: EID-Erhebung, H2-Mobility

Diese Analyse ist im EID Special „tanken & laden“ 1/2024 am 15. März 2024 erstmals veröffentlicht worden.